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Fragenübersicht Glauben wir alle im Kapitalismus implizit an den Weihnachtsmann?
1 - 6 / 6 Meinungen
31.07.2025 10:54 Uhr
Zitat:
Enthüllung, dass hinter dem scheinbar unabhängigen Wert der Ware (oder des Kapitals) keine "magische" Natur steckt, sondern menschliche Arbeit und soziale Beziehungen.


Zitat:
Obwohl wir wissen, dass der Wert einer Ware nur eine gesellschaftlich konstruierte Relation ist, erscheint er uns dennoch als objektive Eigenschaft der Ware selbst.


Ich möchte hier auf einen kleinen Widerspruch hinweisen. Während zunächst davon die Rede ist, dass eine Ware durch menschliche Arbeit und soziale Beziehungen ihren Wert erhält, ist beim Fetisch plötzlich nur noch von einer gesellschaftlich konstruierten Relation die Rede, die keine objektive Eigenschaft sei. Aber der Wert der Ware ist eben nicht nur soziale Konstruktion, sondern auch ganz reale und objektive Arbeit (und davor bereits eine Kette von verdinglichter Arbeit, bevor das heutige Niveau erreicht werden konnte).

Auf unseren Weihnachtsmann bezogen ist der Weihnachtsmann nicht nur eine Geschichte, sondern im Kostüm steckt eine reale Person und die Geschenke mussten hart erarbeitet werden...
31.07.2025 12:52 Uhr
Scheiße. Ich habe das vorherige Posting ausführlich beantwortet, aber nicht gemerkt, dass ich mittlerweile ausgeloggt gewesen bin.

Jetzt mache ich mir erstmal nicht die Mühe der Wiederholung
31.07.2025 16:30 Uhr
@Ambion

Der Wert einer Ware, sagen wir ruhig das Preisschild und dessen Angabe am Regal einer Tomate im Supermarkt, ist durchaus keine objektive Eigenschaft der Tomate selbst, er gehört nicht zur Tomate wie zum Beispiel das rote Aussehen oder deren sonstige Beschaffenheit. Der Wert der Tomate spiegelt dem Käufer die gesellschaftlichen Bedingungen zurück, unter dem nicht die Tomate, sondern vor allem der Käufer lebt. Diese Bedingungen scheinen aber der Tomate als Tomate eingeschrieben zu sein. Die Tomate scheint durch ihren Verkauf und ihre Herstellung Wert schaffen und übertragen zu können, sie scheint in Äquivalente übertragbar zu sein, die Tomate ist Kapital usw. Das ist aber an der Tomate selbst nicht nachweisbar. Das ist gesellschaftliche, soziale, ökonomische Konstruktion. Ändert sich der gesellschaftliche Rahmen, so mag die Tomate überhaupt keine Ware mehr sein, daher mag sie auch gar keinen Wert mehr "besitzen", d.h. besser: gar keinen Bezugspunkt mehr darstellen für die Halluzination eines Wertes.

Das heißt genauso wie der Weihnachtsmann ein gesellschaftliches Konstrukt ist, das jedenfalls Kinder dem alten Mann mit Bart und Mantel anheften, genauso ist der Wert einer Tomate ein gesellschaftliches Konstrukt, das uns aber in all unserem Verhalten jederzeit lenkt, bestimmt und somit durchweg real erscheint.


Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 31.07.2025 18:00 Uhr. Frühere Versionen ansehen
31.07.2025 18:46 Uhr
@ skippy

Bei der Tomate ist ja noch deutlich, dass zu ihrer Gewinnung Arbeit verrichtet wurde (was vermutlich auch noch in einer klassenlosen Gesellschaft geschehen würde und selbst bei Vollautomatisierung müssten ja erst einmal die Vollautomaten hergestellt werden). Die Argumentation wäre sehr viel einleuchtender, wenn man die Ware nimmt, die zum allgemeinen Äquivalent des Tausches geworden ist: das Geld (bzw. früher Gold und Silber).
01.08.2025 01:22 Uhr
Zitat:
@ skippy

Bei der Tomate ist ja noch deutlich, dass zu ihrer Gewinnung Arbeit verrichtet wurde (was vermutlich auch noch in einer klassenlosen Gesellschaft geschehen würde und selbst bei Vollautomatisierung müssten ja erst einmal die Vollautomaten hergestellt werden). Die Argumentation wäre sehr viel einleuchtender, wenn man die Ware nimmt, die zum allgemeinen Äquivalent des Tausches geworden ist: das Geld (bzw. früher Gold und Silber).


Der Tauschwert ist eine Realabstraktion, der zwischen privaten Warenanbietern vollzogen wird, und zwar hinter ihrem Rücken und durch deren gesellschaftliche, also soziale Aktion. Er ist also ein soziales Konstrukt. Also ist auch klar, dass die Ware, die zum allgemeinen Äquivalent wird, Gold und Silber zum Beispiel, als Geld fungiert, ein soziales Konstrukt ist. Gold und Silber stehen der Tomate von Natur her absolut gleich, sie enthalten von sich aus keinerlei natürlichen Tauschwert.

Dass die Produkte und Dinge Waren sind, als Waren gehandelt werden, sich gegeneinander tauschen und dabei ein allgemeines Äquivalent als Verkörperung des Tauschwertes hervorbringen, ist eine historische Erscheinung, ein gesellschaftlicher Vollzug, also ein Verhältnis zwischen Menschen, der als Verhältnis von erscheint, aber nicht unbedingt sein muss. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass sich das ändern kann. Auch wenn die VWL dieses Verhältnis axiomatisch voraussetzt.

Diese Meinung wurde zuletzt geändert am 01.08.2025 01:24 Uhr. Frühere Versionen ansehen
01.08.2025 09:19 Uhr
Oder ein anderes Beispiel:

Wir wissen alle, dass sich Geld nicht selbst vermehren kann. Wir alle aber glauben daran, wenn wir uns die Zinsen auf irgendein Guthaben bei der Bank berechnen lassen.

Wir wissen, das der Zins ein gesellschaftliches Konstrukt ist. Aber wir glauben von jedem angelegten Geldbetrag, dass sich dieser Betrag wie durch Zauberhand selbst vermehrt.

Wir glauben auf unsere Weise alle an den Weihnachtsmann.
  GRUENE   IDL   SII, KSP   FPi
  CKP, KDP   UNION   NIP   PsA
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